Von den Freuden und Leiden der Reisenden...

-- muriel --

 

Liebe Leserin, lieber Leser

Ich muss dich leider wieder einmal mit meinen Ängsten und Nöten konfrontieren. Es ist unangenehm. Es fühlt sich nicht gut an. Es ist schrecklich, darauf angesprochen zu werden. Es frustriert. Es betrifft Männer und Frauen. Und in unserem Fall sogar die ganze Familie.

 

Wir sind ÜBERGEWICHTIG!!

 

Kaum zu glauben. Jetzt halten wir doch tatsächlich mal ein bisschen das „Födle“ still (= wir bewegen uns nicht…) -> Da fällt mir ein: DAS wäre doch eine logische Erklärung fürs Übergewicht! Egal, ich komme wieder vom Thema ab. Jetzt sind wir endlich Mal für längere Zeit am gleichen Ort und ich denke über unser Gewicht nach! Ja gehts denn noch? 

Das Gewicht ist irgendwie unter Wohnmobilisten allgegenwärtig. Oft reden wir mit anderen Campern darüber. Von „ich will lieber nicht wissen, wie schwer wir unterwegs sind…“ über „ich habe gehört, die machen an den Landesgrenzen Gewichtskontrollen…“ bis zu „was habt ihr eigentlich alles dabei, dass ihr so schwer seid?!“ haben wir schon verschiedenste Aussagen zu diesem Thema gehört. Und genau Letzteres frage ich mich auch immer wieder. Ich meine, wir haben ja eigentlich nur das Nötigste eingepackt. Ja, wir sind sogar vor unserer Weiterfahrt in Richtung Norden extra nochmals zur Waage und zurück und haben nochmals aussortiert.

Für jede Person ein Kleidungsstück weniger. Essiggurken brauchen wir nicht. Schokolade aber schon. Und Honig! Und Konfi. Aber Milch reicht ein Liter an Bord. Sonnenschirm? Nein, dort oben ist eh immer dunkel. Eine Schüssel um Teig zu kneten oder Salat anzurichten? Nein. Das mit dem Teig läuft eh immer schief und der Salat braucht keine eigene Schüssel. Spielsachen? Nochmals ausgemistet. Sohnemann hat ganz tapfer die Fahrzeuge unter die Lupe genommen und sich entscheiden müssen, welche er für die nächsten Monate den Grosseltern anvertraut. Winterstiefel. Mist! Die sind schwer… Mütze, Handschuhe, Skihose, Winterjacke. Und das in vierfacher Ausführung. Schneeketten. 

 

 

Tja, mir fällt beim besten Willen nicht ein, was wir Unnötiges dabei haben könnten. Und trotzdem kämpfen wir mit dieser Obergrenze von 3.5 Tonnen. Okay, vielleicht die Fahrräder? Aber nein, irgendwann wird ja wieder Frühling und die warmen Temperaturen kommen zurück. Und was machen wir dann? Einen Spaziergang in Skihosen? Eben. Und schliesslich sind die Fahrräder ja auch unser „Ticket in die Freiheit“. Was jetzt komisch klingen mag, weil wir ja verglichen mit den Daheimgebliebenen (bei dieser Gelegenheit möchte ich wieder mal erwähnen, wie leid mir das für Alle dort tut…) extrem frei sind. Aber eben nur begrenzt. Vor allem in der Höhe und in der Länge. Deswegen die Fahrräder. Und: Wir tragen damit dazu bei, dass wir fit bleiben und somit keine Gewichtsprobleme kriegen. Heilandzack! Das ist ein Teufelskreis!

 

Also zumindest haben wir festgestellt, dass wir keine unnötigen Vorräte an Lebensmitteln mitführen müssen. Klar, es ist toll, wenn wir spontan an einem schönen Plätzchen halten können und uns Penne kochen können. Oder Spaghetti. Oder Hörnli. So viele verschiedene Gerichte, die alle Bewohner glücklich machen. Aber es gibt tatsächlich in ganz Europa auch Lebensmittelgeschäfte. Das heisst, wir decken uns jetzt auf unserer zweiten Etappe des öfteren vor Ort ein und führen weniger Esswaren mit. Das kann spannend aber auch sehr ähm… sagen wir… ähm… naja… fordernd? Fordernd. So ein Einkauf kann auch sehr fordernd sein. Z.B. Thema Bier: Ich habe vor Schadenfreude fast den Rückwärts-Salto gemacht, als Freddy Tag für Tag und immer verzweifelter in den Geschäften Schwedens nach „vernünftigem“ Bier Ausschau gehalten hat. Er hat zwar viele andere unterhaltsame Gegenstände resp. Bezeichnungen entdeckt, aber einfach kein „richtiges“ Bier. Aber irgendwann tut einem dieser Mann ja auch leid. Also ich meine, ich muss ja noch ein Weilchen mit ihm auskommen. Da macht man sich halt mit ihm auf, um sein „Gebrautes“ zu finden. Und siehe da - wir sind fündig geworden! Wir wissen jetzt, wo wir hinfahren müssen, wenns Freddy nicht gut geht. 

Oder Milch. Neulich im Supermarkt, Frau zu Mann: „Nimmst du noch zwei Liter Milch aus dem Regal?“ - „Ja klar, mach ich.“ Tags darauf beim Frühstück: „Wieso um Himmels Willen ist jetzt diese Milch schon so dickflüssig?!“ Tja. Es handelte sich um Joghurt. Zwei Liter. Joghurt. Toll. Und der Kaffee? Soll der jetzt mit Bier ergänzt werden oder was?

 

Ja, unsere Reise ist und bleibt ein Abenteuer. Und es ist einfach geil. Entschuldigung. Es ist einfach genial. Wir freuen uns, ärgern uns, zicken uns an… Wie damals auch. Aber es ist einfach absolut einmalig. Und wir geniessen unsere Zeit sehr. Wirklich. Und lernen nebenbei ganz viele tolle Leute kennen, sehen atemberaubende Landschaften, Fahrzeuge (Bagger, Traktoren…) und Naturwunder.

 

Liebe Leserin, lieber Leser

Wenn auch du schon lange einen Traum hast, dann mach jetzt den ersten Schritt dafür. Zägg! Tut gar nicht weh. Aber dafür unglaublich gut. Wir freuen uns über deinen Bericht.