--muriel--
Unser Gefährt nennt sich ja „Wohnmobil“. Wohnmobil! Das ist der Hammer! Wir sind also mit unserem kompletten Hausrat inkl. Kindern total mobil. Hä! Das wünschen sich ganz Viele (haben wir mittlerweile von einigen Menschen gehört). Und wir haben’s. Und machen’s!
Am Anfang unserer Reise sind wir ganz brav von Campingplatz zu Campingplatz gezogen. Schliesslich sind wir ja Camper! Dort fühlt man sich sicher. Man(n) kann die Toiletten benützen, Strom beziehen, vielleicht auch Brötchen und weitere Lebensmittel kaufen. Wenn man Glück hat, kriegt man sogar noch Ausflugstipps oder Auskünfte zu Busfahrplänen etc.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als wir im April dieses Jahres in Frankreich quasi „versehentlich“ auf einen Stellplatz gefahren sind. Stellplätze sind halt Stellplätze. Also man stellt sich hin und ist da einfach. Teilweise fast alleine, teilweise mit gefühlt hundert weiteren Reiselustigen. Teilweise kreuz und quer, teilweise auf strikt markierten Plätzen. Und manchmal kann man auch Strom beziehen, manchmal eben auch nicht. Meist gibt es dort auch die Möglichkeit, Frischwasser zu tanken und Abwasser zu entsorgen. Und die Toilette zu leeren. Man(n) kann also alles tun. Ja, ich gebe zu, das macht mein Mann. NUR mein Mann. Und dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Ich dagegen kümmere mich um den Diesel-Tank. Also das heisst, ich melde rechtzeitig, wann er wieder gefüllt werden muss. Von ihm. So hat Jeder hier seine Aufgaben.
Eben - mittlerweile sind wir auf den Geschmack von Stellplätzen gekommen. Davon gibt es nämlich auch ganz Schöne! Aktuell stehen wir z.B. direkt an der Nordsee, in Cuxhaven. Der Platz ist riesig und trotzdem herrscht freundlichere Stimmung als auf manch einem Campingplatz. Man grüsst sich, tauscht sich aus, spricht über Reiserouten… Und hier, in Cuxhaven, werden morgens sogar frische Brötchen verkauft und nachmittags kommt der Eismann!
Jetzt, in der Nebensaison, treffen wir hauptsächlich auf Rentner. Die führen bei uns immer zu viel Gesprächsstoff. Entweder finden wir sie süss, weil sie im Alter immer noch so herzlich miteinander umgehen. Oder sie bringen uns zum Lachen, weil sie einander nach so vielen Jahren immer noch anzicken. Oder wir empfinden sie als mühsam, weil sie alles wissen. Alles. Und schon überall waren und alles kennen. Alles. Ok, manchmal liegt das *ichweissundkennealles* wohl nicht nur am Alter der Gesprächspartner, sondern auch an derer Nationalität. Ähäm. Ich wechsle jetzt besser das Thema.
Vor ein par Tagen waren wir etwas südlicher in Deutschland auf einem Campingplatz in einer Grossstadt. Gemäss den Online-Bewertungen sei der Besitzer von „sehr freundlich“ bis „unzumutbar“. Grund genug für uns, ihn persönlich zu besuchen. Und tatsächlich, der Typ war der Hammer. Also hätte mein Mann mich nicht vorgewarnt betr. den geschriebenen Rückmeldungen von anderen Reisenden, wäre ich von seinem Verhalten überrascht worden und hätte ihm wohl geradeaus die Meinung gesagt. Dies wiederum hätte vermutlich mit einem Platzverweis geendet. Der hat doch tatsächlich die Dame vor mir - eine Holländerin - des Büros verwiesen, weil er aus „Datenschutzgründen“ nur eine Partei bedienen könne. Dabei hätte sie sich gerne noch Infos über die Region geholt. Dann hat er mir seine Rangliste der „schlimmsten Besucher“ vorgestellt. Also die Allerschlimmsten seien die Holländer, von ihm auch „Grasköpfe“ oder „Tulpen“ genannt. Die kämen immer, und wollten alles mit Karte bezahlen (oh wie schrecklich!). Dann die Italiener, dann die Spanier und dann die Schweizer. Die Schweizer, die kämen IMMER ohne Voranmeldung. Und wenn er sie dann wegschicken müsse, weil er keinen Platz mehr habe, dann würden die sinnlos in der Gegend herumfahren und Diesel verpuffen. Aber die Schweizer, die reichen Schweizer, die könnten es sich ja leisten… Aiaiaiii, zum Glück war ich an diesem Tag gut gelaunt.
Gestern hat unser Sohnemann auf dem Stellplatz in Bremerhaven mit seinem „Greifarm“ Abfall zusammengesammelt. Der Platzwart hat dies bemerkt und sich mit zwei Packungen Smarties bei ihm dafür bedankt. Luc hat sich unglaublich gefreut und sie strahlend entgegengenommen.
Tja, so unspektakulär das Wort „Stellplatz“ auch klingt, für uns hat diese Art von Übernachtungsplätzen definitiv an Wert zugenommen! Wir haben viele schöne Campingplätze besucht. Doch nichts geht über ein Erwachen inmitten von Weinreben, am Wasser, am Wald oder neben Eseln und Schweinen.